
Fünf Monate lang blieb der Kern des Hamburger Stadtteils Ottensen für Autos weitgehend gesperrt. Ein Team der TU Hamburg übernahm die wissenschaftliche Begleitung des Verkehrsversuchs.


Um die Situation in Ottensen möglichst gut erfassen zu können, bedienten sich Philine Gaffron, Oberingenieurin am Institut für Verkehrsplanung und Logistik und ihre Mitarbeiterin Anja Berestetska eines umfangreichen Instrumentariums. Unter anderem entwarfen sie einen Fragebogen für die Haushalte im Projektgebiet und dessen Umgebung. Dazu kamen verschiedene Verkehrsbeobachtungen:
Mit Klemmbrett ausgerüstete Studierende und Zählkameras erfassten, wie sich Fuß- und Radverkehr veränderten und ob mehr Autos durch die angrenzenden Straßen fuhren. Andere Teammitglieder befragten Passanten und beobachteten, wie sich die Menschen verhielten. „Wir haben beobachtet, dass die Situation für die Fußgänger und Fußgängerinnen deutlich entspannter war“, fasst Gaffron zusammen. „Vor allem größere Gruppen und Menschen mit Fahrrädern, Kinderwagen und Hunden machten sich die Straße zu eigen, Kinder spielten öfter auf der ehemaligen Fahrbahn.“ Ein weiteres Resultat: Auch die Situation für den Lieferverkehr hat sich verbessert: Er hatte mehr Platz und mehr Möglichkeit, für das Be- und Entladen legal zu halten. Den Kern der Evaluation aber bildeten die Fragebögen an Haushalte: Wie hat sich die Lebensqualität während des fünfmonatigen Projekts verändert, was wird als positiv bewertet, was als negativ? Ein anderer Fragebogen ging ans Gewerbe: Ist mehr oder weniger Kundschaft gekommen, gab es Probleme mit dem Lieferverkehr?
Nur noch Lieferverkehr
Die zentralen Resultate der Haushaltsbefragungen: Die Mehrzahl befand, die Verkehrsberuhigung habe sich positiv auf den Stadtteil ausgewirkt – der Aufenthalt sei angenehmer geworden, das Sicherheitsgefühl gestiegen. Kein Wunder, dass sich über 80 Prozent der Befragten für eine Verstetigung der autoreduzierten Zone aussprachen – die meisten davon jedoch mit Veränderungen. Unter anderem wünschten sich viele, dass der Bordstein verschwindet und Radfahrstreifen eingerichtet werden. Auch eine Ausweitung des Gebiets stand ganz oben auf der Wunschliste. Die Gewerbetreibenden beurteilten das Projekt deutlich kritischer. So gab die Mehrzahl an, die Geschäfte wären sowohl für die Kundschaft als auch für den Lieferverkehr schlechter erreichbar gewesen. „Dennoch sprach sich auch hier eine Mehrheit von 80 Prozent dafür aus, die Autoreduktion beizubehalten, wenn auch mit Veränderungen“, erläutert Philine Gaffron. „Größter Wunsch ist, die Zugangsrestriktionen für den Lieferverkehr zu lockern.“ Der war während des Projekts nur zwischen 23 und 11 Uhr gestattet.
In den fünf Monaten des Versuchs hatte es in den sozialen Netzwerken wüste Auseinandersetzungen und viele harsche Worte gegeben – weshalb eine Eskalation des Streits zu befürchten war. Doch zum Glück verlief die Diskussion im Großen und Ganzen sachlich. Nicht zuletzt wegen der Ergebnisse der TUHH-Evaluation entschied die Bezirksversammlung Altona, den Kern von Ottensen zukünftig dauerhaft zur nahezu autofreien Zone zu machen.
In den fünf Monaten des Versuchs hatte es in den sozialen Netzwerken wüste Auseinandersetzungen und viele harsche Worte gegeben – weshalb eine Eskalation des Streits zu befürchten war. Doch zum Glück verlief die Diskussion im Großen und Ganzen sachlich. Nicht zuletzt wegen der Ergebnisse der TUHH-Evaluation entschied die Bezirksversammlung Altona, den Kern von Ottensen zukünftig dauerhaft zur nahezu autofreien Zone zu machen.
Frank Grotelüschen