Küstenschutz

Kuestenschutz

„Ich erwarte gravierende Veränderungen“
Der Klimawandel lässt die Meerespegel klettern. Davon sind Küstenregionen schon heute betroffen. Forscher der Universität Kiel und der Technischen Universität Hamburg arbeiten an einem Modell zum Schutz von Stränden und Ufern an der Ostsee.

Viele der Orte zwischen Flensburg und Travemünde sind zu nah ans Wasser gebaut. Schutzdeiche existieren nur an rund einem Viertel der Ostseeküste. So stellt sich die Frage, wie sich das Klima bis Ende dieses Jahrhunderts auf die dicht bebaute Küste auswirken wird. Antworten auf diese Fragen suchen Professor Peter Fröhle und sein Team um Dr. Edgar Nehlsen vom Institut für Wasserbau der TUHH zusammen mit Geologen der Universität Kiel, die auf Sedimentforschung spezialisiert sind. Aus unzähligen Daten soll innerhalb von vier Jahren ein konsistentes hydrodynamisch-morphodynamisches Modell entstehen, ein Modell, das Strömungen simuliert und die Veränderung der Küstenlinie abbildet. „Mit diesem Modell werden wir dann Szenarien für 2050 und 2100 entwickeln“, beschreibt Fröhle das Vorhaben. „Am Ende können wir die Situation an den Stränden metergenau betrachten.“

Wie werden die Sedimente bewegt?
Ein Anstieg des Meeresspiegels um knapp einen Meter, wie es Klimamodelle bis zum Ende des Jahrhunderts prognostizieren, hat das Potential, die Küste in einer Größenordnung von 100 Metern zurückweichen zu lassen. „Das wäre zwar nur etwa ein Meter pro Jahr. Eine Veränderung, die man vielleicht gar nicht so wahrnehmen würde. Aber schauen Sie die vielen Badeorte an, sie liegen vielfach direkt an der Küste und sind teilweise nur durch Düne und Strand geschützt. Da wird sich auf lange Sicht die Erosion bemerkbar machen“, prophezeit Peter Fröhle. Teilweise werden Defizite durch eine Besonderheit der Ostsee ausgeglichen: Hier wechseln sich Flachküste mit Sandstränden und Steilufer ab. Bekanntes Beispiel ist das Brodtener Ufer nördlich von Travemünde, wo Wind und Wellen an der Steilküste nagen. Gelegentlich brechen hier durch Sturmfluten ganze Schollen ab, die dann nördlich und südlich der Abbruchstelle in Niendorf oder Travemünde als Sandstrand wieder angespült werden.

Welche Maßnahmen helfen?
Ein Anstieg des Meeresspiegels um knapp einen Meter, wie es Klimamodelle bis zum Ende des Wie sich die Küste anhand der unterschiedlichen Gegebenheiten verändert, das untersuchen Professor Fröhle und sein Team, indem sie die gesammelten Daten über Abbrüche, Sedimentströmungen und Wellenhöhen auswerten und eine Modellkette zur Berechnung von Wasserständen, Strömungen und Wellen sowie dem Sedimenttransport aufbauen und betreiben.

„Für zwei Fokusgebiete, die Steilküste bei Stol und im Bereich Heiligenhafen werden wir dann auch genaue Aussagen darüber treffen, welche konkreten Maßnahmen sich daraus ableiten, erläutert Fröhle. Das können weitere Sandaufspülungen sein oder der Bau von Buhnen, die ins Meer ragen und an denen die Sedimente haften bleiben. „Am Ende erstellen wir ein zusammenhängendes Modell für die gesamte Küste“, sagt Edgar Nehlsen. „Wesentliche Prozesse in der Ostsee lassen sich am besten ganzheitlich betrachten. Wind, Strömungen und Zuflüsse sorgen dafür, dass das Wasser in der Ostsee zeitweise wie in einer Badewanne hin- und herschwappt.“

Küstenschutz Ostsee 2100 heißt das Projekt der schleswig-holsteinischen Landesregierung, das untersucht, wie die 540 Kilometer lange Ostseeküste künftig stärker vor den Einflüssen von Wind und Wasser bewahrt werden kann. Bislang existieren dort Schutzdeiche nur auf einer Länge von 120 Kilometern.

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