Per App zu mehr Pünktlichkeit

Nigeria Busfahren

Fehlende Fahrpläne sorgen für lange Wartezeiten an Nigerias Bushaltestellen. Ein NIT-Absolvent will dieses Problem mithilfe einer digitalen Buchungsplattform für Fahrkarten lösen.

Reisen in Nigeria ist ein Abenteuer – und das beginnt schon an der Bushaltestelle. Von Fahrplänen oder Busanzeigen gibt es keine Spur. Wann ein Bus eintrifft und abfährt, entscheidet der Zufall. Lange Wartezeiten sind dabei selbstverständlich und sorgen für Gedränge an den Haltestellen. Auch wenn der Bus bereits vorgefahren und das Ticket gekauft ist, heißt das noch lange nicht, dass es direkt losgeht. Hier zählt nicht die festgelegte Abfahrtszeit, sondern die Anzahl der Passagiere: „Wenn du die erste Person bist, dauert es manchmal mehr als eine Stunde, bevor der Bus abfährt. Erst, wenn alle Plätze besetzt sind, geht es los“, erklärt Folarin Olulana, gebürtiger Nigerianer und Absolvent des Northern Institute of Technology (NIT) an der TUHH. Er kennt die Zustände in seinem Heimatland und hat eine Buchungsplattform für Bustickets entwickelt, um endlich Ordnung an den nigerianischen Bushaltestellen zu schaffen.

Suche nach Struktur
Folarin Olulana kam nach Hamburg, um im Master Technology Management am NIT zu studieren. Ursprünglich stammt er aus Ibadan, einer Stadt mit über drei Millionen Einwohnern, ungefähr 140 Kilometer nördlich der nigerianischen Metropole Lagos. Er hat viele Erfahrungen beim Reisen in Nigeria gesammelt und weiß, wie problematisch es ist, von Ort zu Ort zu kommen. Flüge sind sehr teuer, Bahnstrecken gibt es nur wenige. Der Verkehr findet überwiegend auf der Straße statt und die Menschen nutzen Busse, um zwischen den Städten zu reisen. Eine Fahrt kann dann schon mal mehrere Stunden dauern. Die Straßen sind oftmals holprig und schwer befahrbar, sodass große Busse wegen des hohen Gewichts nicht eingesetzt werden. „Die meisten Verkehrsbetriebe nutzen Mini-Busse, in die maximal 15 Personen hineinpassen“, erzählt Folarin. Das führt zu verstopften Straßen.

Nach seinem Abschluss im Herbst 2018 gründete er das Start-up Travel 4.0, kurz T40, und entwickelte eine digitale Buchungsplattform. Die Fahrpläne der verschiedenen Verkehrsunternehmen werden darauf übersichtlich angezeigt und können direkt online gebucht und bargeldlos bezahlt werden. Das funktioniert entweder über einen Internet-Browser oder die T40-App. Die Bedienung ist simpel: Die Nutzer geben ihr Start- und Reiseziel, die Anzahl der Passagiere und das gewünschte Zeitfenster ein. Dann werden ihnen verschiedene Angebote angezeigt, aus denen sie wählen können. Für jede Buchung erhält Folarin eine kleine Provision.

Swantje Hennings

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