Ökoenergie aus der Biotonne

Ökoenergie aus der Biotonne

In der Europäischen Union werden jährlich etwa 88 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Wie man diese Abfallmengen lokal und nachhaltig verwerten kann, untersucht ein TUHH-Team in Frankreich.

Das Projektteam ging mit einem Konzept für eine Kreislaufwirtschaft an die Arbeit: Wie können Bioabfälle so verwertet werden, dass die Umwelt geschont wird und ein wirtschaftlicher Nutzen entsteht? Und was werfen die Leute eigentlich alles weg? Dafür planten die beteiligten Forscher eine Demonstrationsanlage in der ländlichen Umgebung von Lyon. Auf dem Hof wird das Herzstück der Demonstrationsanlage, eine kleine Pilot-Biogasanlage, mit täglich bis zu 140 Kilogramm Biomüll gefüllt. Darin zersetzt sich der Abfall über Gärprozesse in seine einzelnen Bestandteile und es entsteht Biogas. Mit dem gewonnenen Gas, durchschnittlich bis zu 20 Kubikmeter pro Tag, erzeugt ein Stirling-Motor Strom und Wärme.
„Die gewonnene Energie wird direkt auf dem Bauernhof eingesetzt. Damit können wir die Gewächshäuser bei kalten Temperaturen beheizen oder unsere Lastenfahrräder aufladen“, erläutert Walk die Idee des Kreislaufkonzepts. Auch die Gärreste der Anlage werden im Sinne des ganzheitlichen Kreislaufkonzepts verwertet. Ein Teil wird für die Produktion von Biopestiziden, der Rest als organischer Dünger für die Anbauprodukte des Hofes genutzt. Dieses Verwertungskonzept reduziert die Kosten für den Hof und schont die Natur. Die Kräuter- und Gemüseerträge können dann wiederum von den Verbrauchern, die ihre Bioabfälle zu Beginn zur Verfügung gestellt haben, erworben werden. „Wir haben es geschafft, eine geschlossene Kreislaufwirtschaft zu entwickeln“, schließt der TUHH-Doktorand mit einem stolzen Lächeln. „Entstanden ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Der Verbraucher spart Geld bei der Abfallentsorgung und die Bauern beim ganzheitlichen Betrieb ihres Hofs.“

Steffen Walk

„Die Idee einer Kreislaufwirtschaft fängt in den Köpfen der Menschen an. Nur wenn wir als Verbraucher damit vertraut sind, wo unser Essen herkommt, welchen Weg unser Müll nimmt und wie Strom, Wärme und natürlicher Dünger entstehen, können wir verstehen, dass alles miteinander zusammenhängt“, sagt Walk über seine Motivation. „Mit unserem Projekt können wir also nicht nur zu einer nachhaltigen Müllverwertung beitragen, sondern auch ganz generell zu einem größeren Umweltbewusstsein.“

Steffen Walk

Das DESICIVE-Projektteam für Bioressourcenmanagement am Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz entwickelt bis 2021 Konzepte zur Kreislaufwirtschaft von Lebensmittelabfällen. Finanziert wird das Projekt mit 7,7 Millionen Euro durch das Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union Horizon 2020.

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