Wie tragen Oliven zum Umweltschutz bei?

Mouna Kehili

Mit jeweils rund 350.000 Tonnen gehört Tunesien zu den vier größten Erzeugern und Exporteuren von Olivenöl und Datteln. Gleichzeitig fallen bei der Produktion rund 1,7 Millionen Tonnen fester und flüssiger Olivenabfälle aus den Ölmühlen und die Dattelkerne an. Trotz des wirtschaftlichen Nutzens stellt deren Entsorgung ein akutes Umweltproblem dar.

„Mein Ziel ist es, diese Nebenprodukte, die in großen Mengen in der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie Tunesiens anfallen und entsorgt werden müssen, als Rohstoff zu begreifen und so effizient und nachhaltig wie möglich zu verwerten. Die Früchte der Dattelpalme stellen in vielen arabischen Ländern einen wesentlichen Bestandteil der Ernährung. Mit Hilfe von Raffinerieprozessen versuche ich, wertvolle, bioaktive Naturstoffe und Verbindungen aus den Oliven- und Dattelabfällen zu extrahieren. Die gewonnenen Substanzen, sogenannte Polyphenole, können beispielsweise für die Herstellung von Anti-Krebs-Verbindungen für Medikamente, in kosmetischen Produkten oder auch als Proteine für die Lebensmittelerzeugung verwendet werden. Ebenso bietet es sich an, lignozellulosehaltige Stoffe weiterzuverarbeiten, in dem sie aufgespaltet und dann als Biotreibstoffe wie Ethanol oder Methan benutzt werden. So ersetzen sie sonst chemisch produzierte Inhaltsstoffe, wie Tenside, Alkohol, Fette, Öle oder Farbstoffe.
Meine Forschung zeigt, dass sich Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit nicht ausschließen. Im Gegenteil: Sie kann sich für die betroffenen Industriezweige auszahlen.
Das motiviert mich, künftig auch andere industrielle Nebenprodukte, wie die Silberhäute von Kaffeebohnen auf ihre Verwertbarkeit hin zu untersuchen. Eine Studie hat ergeben, dass ihre strukturelle Zusammensetzung mit der von Olivenresten und Dattelkernen vergleichbar ist. Ich hoffe, mit meiner Arbeit die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu verbessern.“

Dr. Mouna Kehili
forscht im Rahmen ihres Alexander von Humboldt-Stipendiums für Postdoktoranden für zwei Jahre am Institut für Thermische Verfahrenstechnik der TUHH. Dort untersucht sie unter der Leitung von Prof. Irina Smirnova die nachhaltige und umweltfreundliche Verwertung industrieller Nebenprodukte.

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