Ein neues Wahrzeichen für Hamburg?

Elbtower

An den Elbbrücken entsteht ein spektakuläres Bauwerk. Sein Geheimnis erstreckt sich
vor allem in die Tiefe.


Foto: Bauer

In diesem Jahr soll an den Elbbrücken das extravaganteste Objekt der Hafencity, der Elbtower, Gestalt annehmen. Er wird mit 244 Metern Höhe das höchste Gebäude der Hansestadt, bundesweit ragen nur der Commerzbank Tower und der Messeturm in Frankfurt am Main höher in den Himmel. Einzigartig wird der Turm auch deshalb, weil er nicht nur weit in die Höhe ragt, sondern auch extrem in die Tiefe gebaut wird. Da der Baugrund an der Elbe erst in einigen Metern Tiefe tragfähig ist, werden alle neuen Gebäude der Hafencity auf Pfählen errichtet. Die Pfähle, auf denen der Turm des Elbtowers einmal stehen soll, müssen allerdings deutlich tiefer in den Grund reichen. Dr. Hatice Kaya-Sandt vom Planungs- und Beratungsbüro BBI, die den Baugrund untersucht haben und an der Planung der Gründung beteiligt sind, sah sich vor geologische und statische Herausforderungen gestellt: „Das Gebäude steht auf einer eiszeitlichen Rinne und wir trafen etwa zwischen 30 und 90 Metern Tiefe auf eine setzungsrelevante, mächtige Tonschicht, die es zu überbrücken gilt“, sagt Kaya-Sandt. Deshalb hat eine Spezialtiefbaufirma bereits Probepfähle hergestellt. „Der Elbtower ist ein einzigartiges Projekt, da fehlen vergleichbare Erfahrungen zum Tragverhalten des Baugrunds“, sagt die Geotechnikerin und Alumna der TU Hamburg. Die Bauwerkslast muss in tieferliegende, tragfähige Bodenschichten abgeleitet werden. „Jedes Gebäude setzt sich um ein bis zwei Zentimeter, aber hier sprechen wir ohne die tiefen Pfähle von mehreren Dezimetern“, verdeutlicht Kaya-Sandt. Um möglichst genaue Berechnungen erstellen zu können, wurden im August 2019 die ersten Probepfähle in Tiefen von bis zu 111 Metern und einem Durchmesser von 1,85 Metern hergestellt – die längsten Pfähle, die jemals in Deutschland ausgeführt wurden.

Aufgrund der enormen Tiefe der notwendigen Pfähle wird jedoch auf eine Verrohrung weitestgehend verzichtet und mithilfe einer flüssigen Sand-Wasser-Mischung gearbeitet, Suspension genannt. Nur der Überdruck dieser Flüssigkeit kann verhindern, dass die Wände des Bohrlochs einbrechen. Nachdem die geplante Bohrtiefe erreicht ist, wird die Suspension von Sand befreit. Anschließend wird Beton über ein Rohr von unten nach oben in die Bohrung eingefüllt. Der Beton verdrängt die Flüssigkeit nach oben aus dem Bohrloch, wo sie abgepumpt wird. „Auf diese Weise sollen etwa 65 Großbohrpfähle direkt unter dem Turm entstehen – allerdings müssen die Bauwerkspfähle nicht ganz so lang sein wie die Probepfähle“, erklärt Hatice Kaya-Sandt.


Eine Animation zeigt, wo der Elbtower zwischen den Elbbrücken erwachsen soll.
Die Bohrkerne für die Pfähle haben ein Durchmesser von bis zu 1,85 Metern

Foto: Signa Real Estate

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